Absageschreiben der Arbeitgeber – Lichtblick, 20095 Hamburg 🙄
05. März 2001
Ihre Bewerbung (Bürokraft) bei Lichtblick
Sehr geehrter Herr L.,
wir möchten uns ganz herzlich für Ihre Bewerbung vom 02. März 2001 in unserem Hause bedanken. Zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir Ihnen zur Zeit keine passende Stelle anbieten können.
Bitte haben Sie Verständnis für unsere Entscheidung, die keine Wertung Ihrer Person oder Ihrer Qualifikation darstellt. Wir sind sicher, dass Sie an anderer Stelle mit Ihren Bestrebungen nach einer neuen Stelle Erfolg haben werden.
Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an Lichtblick, wünschen Ihnen für Ihre berufliche Zukunft alles Gute und viel Erfolg, und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
i. V. Anna – Karin Winqvist
– Anlage
Folgende Qualifikationen kann ich vorweisen:
Eine Ausbildung zum Gärtner, bei der Bundeswehr eine Ausbildung zum Sanitäter, eine Erzieherausbildung mit fachgebundener Fachhochschulreife, Grundstudium Sozialarbeit mit fachgebundener Hochschulreife (Notendurchschnitt 1,3), Studium der Psychologie mit Nebenfach Kriminologie (Abschluss Dipl. Psychologe).
Über die Bundesagentur für Arbeit folgende weitere Zusatzqualifikationen:
2-jährige Ausbildung zum systemischen Familientherapeuten (Kosten der Massnahme 24 000 DM + Unterhaltsgeld + Fahrtkosten monatlich 420 Euro von Hamburg nach Bremen),
1-Jährige Zusatzqualifikation zum Manager für Non – Profit – Organisationen in Zusammenarbeit mit der Privatuniversität Witten – Herdecke (Kosten der Massnahme ca. 14 000 DM + Unterhaltsgeld + Fahrtkosten innerhalb von Hamburg)
Diverse Computerschulungen + Assessment Center + x- Bewerbungstrainings + Vermittlungsversuche durch sogenannte Dritte und Maatwerk kommen noch hinzu.
Und dennoch arbeitslos seit 1992 – Das ist Deutschlands altrömische Dekadenz nach Westerwelle
Mrz 18, 2010 @ 20:47:26
Hilf mal einer alternden Blondine auf die Sprünge. Das jeweilige Datum auf den Absagen ist acht bis neun Jahre her. Hast Du nun einen Job oder suchst Du noch?
LG Emma
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Mrz 18, 2010 @ 22:59:01
Hallo lustmolchin,
gerne helfe ich Dir auf die Sprünge. In meinem Text unter den Absageschreiben steht ausdrücklich seit 1992 mit meinen Qualifikationen arbeitslos und dass im übrigen bei weit mehr als Tausend Bewerbungen durch die ganze Republik.
Die Absageschreiben gelten als exemplarisch und fallen deshalb aus der Rolle, weil hier Arbeitgeber offen ausgesprochen haben, warum sie mich nicht einstellen.
Die Hunderten anderen Absagen kann man sich sparen, weil es fast immer der gleiche nichtssagende Text ist: Leider müssen wir Ihnen mitteilen, bla, bla usw.
Dabei kann nicht unerwähnt bleiben, dass wir Arbeitslose oftmals nicht einmal eine Rückmeldung erhalten und auch die Bewerbungsunterlagen nicht zurückkommen.
Aufgrund der aktuellen Diskussion: „altrömischen Dekadenz usw., wo man uns Hartz IV – Betroffenen vorwirft, dass wir nur dumme und faule Arbeitslose sind, habe ich hier einige Dinge öffentlich gemacht, um mal deutlich aufzuzeigen, was in Deutschland tatsächlich los ist.
Nicht nur die Tatsache, dass ich trotz schon bestehender sehr guter Qualifikationen, mich sogar in meiner Arbeitslosigkeit in einen erheblichen Ausmass weiter qualifiziert habe, sind von mir Bewerbungen durch ganz Deutschland geschickt worden. Ebenso habe ich meine eindeutige Bereitschaft gezeigt, weit unter meiner aktuellen Qualifikationen Arbeit aufzunehmen, um aus dieser Situation heraus zu kommen. Was dabei heraus gekommen ist, kannst Du an Hand der Absageschreiben der Arbeitgeber nachlesen.
Selbst bei RTL war ich in einer der berühmten Nachmittagsschmuddelshows bei Ilona Christen (lebt inzwischen nicht mehr). Titel der Sendung: „Arbeit satt und kein Leute“. Etwa zehn Arbeitgeber saßen vor mir und haben sich darüber beklagt, dass sie offene Stellen haben und keine Arbeitskräfte finden würden. Natürlich boten sie Jobs zum Hungerlohn an.
Und jetzt kommts: Keiner dieser Arbeitgeber war bereit mich einzustellen. Warum: 3 mal darfst Du raten! Natürlich aus den gleichen Gründen, wie Du sie in den Absageschreiben nachlesen kannst. Ich war ihnen als Dipl. Psychologe einfach zu überqualifiziert.
Und ich kann Dir garantieren, dass das kein Einzelfall ist. So habe ich an vielen Maßnahmen der Bundesagentur teilgenommen und dort zahlreiche gut qualifizierte Betroffene kennen gelernt, die genau die gleiche Sch…. erlebt haben.
Mein bester Freud, der etwa so alt ist wie ich, ist seit über 20 Jahren arbeitslos und ist nicht nur studierter Politologe. Ebenfalls Hunderte von Bewerbungen und nicht ein einziges Bewerbungsgespräch. Ablehnung aus den gleichen Gründen wie bei mir: „Wegen Überqualifizierung“.
Mein Fall war bereits mehrfach im Fernsehen und hat sogar unter Gerhard Schröder dem Kanzleramt und zusätzlich der Staatskanzlei in Rheinland Pfalz vorgelegen. Kannst Du alles nachlesen unter dem tag „Arbeitslosigkeit in Deutschland“
Jedesmal das gleiche Spiel: Die Unterlagen werden dem zuständigen Arbeitsamt in Hamburg zugeschickt und ich erhalte mal wieder eine Einladung zum Gespräch. Das Ergebnis: ich sitze mal wieder vor einem hilflosen Arbeitsvermittler, der mir einfach keinen Arbeitsplatz anbieten kann.
Von der Arge Hamburg ist mir dann angeboten worden, dass ich in der Tätigkeit eines Sozialpädagogen auf St. Pauli in Hamburg Obdachlose in die Gesellschaft wieder eingliedern soll.
Für diese Tätigkeit ist mindestens ein 6 bis 7 Semester langes Studium an der Fachhochschule notwendig. Meine Qualifikation liegt weit darüber.
Bezahlung: Hartz IV – Regelsatz + 1 Euro Aufwandsentschädigung, abzüglich jeglicher Aufwendungen wie Fahrtkosten usw.. Keinerlei Beiträge in die Sozialkassen, weder in die Arbeitslosenversicherung noch in in die Rentenversicherung, bis auf den obligatorischen Beitrag für Hartz IV – Betroffene in die Rentenversicherung, der uns gerade mal pro Jahr eine monatliche Rente von 2,19 Euro bringt.
Diese Ausbeutung habe ich mit Hilfe meiner Hausärztin verhindern können.
Wenn Du Dir die Mühe machst und Dir aufmerksam die Absageschreiben durchliest, wirst Du feststellen können, dass ich Absageschreiben auf Sozialpädagogenstellen erhalten habe und das reichlich, weil ich eben z. B. einen Universitätsabschluss habe.
Wenn ich mich dann per 1 Euro – Job in der Tätigkeit als Sozialpädagoge ausbeuten lassen soll, spielt auf einmal mein Universitätsabschluss dann keine Rolle mehr.
Nun kannst Du Dir selber Deinen Reim drauf machen.
LG Hoelderlin
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