Gekürzte Akademikerrenten – Mit Hochschulabschluss in der Altersarmut :crazy:
von Ingo Dell und Claudia Berge
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Ein böses Erwachen gibt es für viele Akademiker, die seit 2009 in Rente gehen und an Fachhochschulen oder Hochschulen studiert haben. Sie trifft die Rentenkürzung, die nach einer Übergangsfrist schon 2004 von der rot-grünen Koalition beschlossen wurde und seit Januar 2005 in Kraft ist. Mit der Streichung von Studienzeiten für die spätere Rentenberechnung erhoffte sich die frühere Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD) eine Entlastung für die Rentenkasse von rund einer Milliarde Euro bis 2030.
.Helmuth Tammen aus Berlin machte vor 35 Jahren seinen Doktor in Wirtschaftswissenschaften. Damals konnte er sich nicht vorstellen, dass er einmal im Alter in Armut leben muss. Der 65-jährige Rentner kommt heute nicht ohne staatliche Hilfe über die Runden. Sein bitteres Fazit: „Rentenbeginn war im August letzten Jahres mit einer Rentenhöhe von 506 Euro, die nicht ausreicht, weil meine Miete schon höher ist.“ Er erhält 400 Euro als staatliche Unterstützung für Miete und Lebensunterhalt.
Nach dem Studium träumte Helmuth Tammen von einer akademischen Karriere. Doch daraus wurde nichts. Zwar wurde er kurzzeitig wissenschaftlicher Mitarbeiter, bekam aber keinen dauerhaften Job: „Den Anschluss an die Uni hatte ich verloren und das Arbeitsamt hatte keine Stelle für mich.“ So schlug er sich irgendwie durch, hatte aber nie das Geld für eine zusätzliche Altersversorgung. Als er 2009 in Rente ging, traf ihn die Rentenkürzung; monatlich hat er 38 Euro weniger.
Verfassungsrechtlich fragwürdig
Bei Akademikern beträgt die Renteneinbuße bis zu rund 60 Euro im Monat.
Die Begründung: Nach erfolgreichem Studium hätten die Absolventen bessere Verdienstmöglichkeiten und damit Aussicht auf höhere Rentenansprüche. Für Fachschulabsolventen werden die Studienzeiten nach wie vor auf die Rente angerechnet. Juristen wie der Rechtsanwalt Stephen Lietz halten die Ungleichbehandlung für fragwürdig: „Die Kürzung der Renten für Fachhochschul- und Hochschulabsolventen ist verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Artikel 3 des Grundgesetzes könnte hier entgegenstehen: der Gleichbehandlungsgrundsatz.“ Fachschüler, so Lietz, würden gegenüber den Hochschülern und Fachhochschülern privilegiert.
Seit Beschluss der Rentenkürzung haben sich auch die Erwerbsmöglichkeiten für Absolventen verschlechtert. Nach den neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit war das vergangene Jahr ein weiteres Krisenjahr für Akademiker. In 2009 stieg die Zahl arbeitsloser Hochschulabsolventen um 17.000 auf 167.000. Hartz IV beantragten rund 60.000 deutsche Akademiker und gelten damit offiziell als „arm“. Die Übergangszeiten von Hochschulen in dauerhafte Erwerbsbiografien sind für die „Generation Praktikum“ länger geworden.
Praktika statt Festanstellung
Das musste auch die 27-jährige Sarah Glück aus Östringen in Baden-Württemberg erfahren. Sie schloss ihr BWL-Studium an der Fachhochschule Karlsruhe 2008 mit der Gesamtnote „Gut“ ab. Die Studentin war hoch motiviert: „Als ich mein Studium 2005 angefangen habe, sahen die Aussichten für ein betriebswirtschaftliches Studium eigentlich noch sehr gut aus. Ich hatte Hoffnung, dass ich gleich im Anschluss an meinen Abschluss sofort einen Job finde.“ Doch auf die 40 Bewerbungen erhielt sie gerade zwei Praktikumsangebote.
Praktika jedoch bringen den Absolventen in der Regel kein Geld und damit auch keine späteren Rentenansprüche. Vollzeit-Anstellungen für Hochschulabsolventen sind weniger geworden. Gehälter insbesondere für Geisteswissenschaftler seien in den vergangenen zehn Jahren eher gesunken als gestiegen, registriert Matthias Neis von der Friedrich-Schiller-Universität Jena: „Gebrochene Erwerbsbiografien, das heißt Abfolgen von befristeter Beschäftigung, Teilzeitarbeit, Praktika oder Phasen der Erwerbslosigkeit, werden in vielen Bereichen eher die Regel als die Ausnahme.“
Klagen auf Gleichbehandlung
Die Durchschnittseinkommen von Akademikern sinken seit Jahren. Damit werden auch die späteren Rentenzahlungen noch geringer ausfallen. Helmuth Tammen hat gegen seine Rentenkürzung Widerspruch eingelegt. Er will notfalls vor Gericht sein Recht auf Gleichbehandlung einklagen.
Persönliche Anmerkungen:
Das sind identisch auch meine Erfahrungen mit folgenden Ausbildungen: Gärtnerlehre, Ausbildung zum Sanitäter, Erzieherausbildung, Grundstudium für Sozialarbeit, Studium der Psychologie (Dipl. Psychologe), Systemischer Familientherapeut und Non-Profit Manger.
Statt Perspektive Ausbeutung per Praktikum und Hospitation ohne Ende und dann Hartz IV. Von wegen höheres Einkommen! Und Anschließend Hartz IV inklusive zukünftiger Altersarmut.
So schafft dieses Land Systemfeinde ohne Ende. Keinem Jugendlichen kann ich noch ruhigem Gewissen überhaupt noch zu einer Ausbildung raten. Die Wirtschaft und Politik soll doch in Zukunft zusehen wo sie noch Fachkräfte her bekommen.
Aus diesem Grunde habe ich auch keine Familie gegründet und auch keine Kinder in die Welt gesetzt. Ganz einfach um zu verhindern, dass diese Mafiabande auch noch meine Kinder so wie mich und viele andere Menschen ausbeuten. Das wird nie wieder möglich sein. Ganz einfach deshalb, weil es diese Kinder nicht geben wird.
Das ist die einzige Antwort, die man diesen Verbrechern aus Politik und Wirtschaft nur noch geben kann.
Nicht nur Wahlverweigerung, sondern auch gnadenlose Zeugungsverweigerung.
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