hr2-kultur | Kontrovers – Die Sendung zum Mitreden
Retten ältere Arbeitnehmer Deutschlands Arbeitsmarkt?
http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=53577&key=standard_document_40060681
Sie kommen langsamer, aber gewaltiger die Alten in Betrieben und Unternehmen. Hat man die 55jährigen noch vor wenigen Jahren mit dem goldenen Handschlag in die Rente katapultiert, versucht man sie nun zu halten. Neue Alte braucht das Land Jugendwahn ade!
Der demographische Wandel macht es möglich. Die Alten werden wichtiger, weil man weniger Jüngere hat und noch weniger qualifizierte. Also müssen die älteren Arbeitnehmer die Entwicklung abfangen. Plötzlich ist wieder die Rede von Erfahrung, wie effizient altersgemischte Teams arbeiten und wie die Arbeitsstelle von morgen gestaltet sein muss, damit alle über 65 Jahren länger produktiv sein können.
Wohin ist der bis vor wenigen Jahren in den Personalabteilungen grassierende Jugendwahn entschwunden? Ist alt nun „hui“ und jung ist „pfui“? Arbeitsmarktforscher fordern sogar eine längere Lebensarbeitszeit als bereits mit 67 in den Ruhestand zu gehen. Wer länger malochen will, sollte auch dürfen. Wenn er und sie denn können. Flexibilität heißt das Zauberwort. Aber kaschiert der Ruf nach Flexibilität nicht nur die Ratlosigkeit von Politik und Wirtschaft, wie mit dem demographischen Wandel umzugehen ist? Dabei war er lange absehbar. Eng wird es ab 2020, sagen die Forscher, aber der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist bereits jetzt spürbar. Hektik macht sich breit und die Ruhe der Alten soll helfen.
Studiogäste:
·Prof. Dr. Diether Doering, Professor für Sozialpolitik und Finanzwissenschaft an der Europäischen Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main
·Evelyn Räder, Referentin des Verdi-Bundesvorstands, Ressort Arbeitsmarktpolitik
Moderation: Florian Schwinn
Über hr2-kontrovers
Die Sendung zum Mitreden: Kontrovers wird es oft zugehen bei dieser Diskussions- und Beteiligungssendung, in der jeweils ein Thema erörtert wird, das die Menschen bewegt.
Dazu hatte ich folgende Mail gesendet:
„Ja und was ist mit den Alten, die man trotz hoher Qualifikation seit Jahren ausgegrenzt und systematisch in Perspektivlosigkeit in die Armut von Hartz IV getrieben hat.
Folgende Ausbildungen:
Erzieher, Grundstudium Sozialarbeit, Studium der Psychologie (Dipl. Psychologe), Ausbildung zum systemischen Familientherapeut, sowie Ausbildung zum Manager für Non-Profit – Organisationen und seit 1992 arbeitslos.
Meine Frage: (diese Frage wird gleich zu Anfang in der Sendung vorgelesen)
Glaubt man allen ernstes, dass man uns Alte über Jahre perspektivlos in die Ecke stellen, mit Hartz IV in die Armut und Altersarmut treiben kann und jetzt wo man keine Fachkräfte mehr hat, schreien wir Hurra? Ganz bestimmt nicht. Jetzt mit meinen 59 Jahren kann man mich kreuzweise. Mir nützt ein Arbeitsplatz nichts mehr, da ich auf jeden Fall durch Hartz IV, die komplette Streichung der Anrechnung von Ausbildungszeiten bei der Rente usw. auf jeden Fall in der Altersarmut landen werde.
Im übrigen hat man sich den Fachmangel ja selbst produziert. Jahrzehntelang hat man selbst hochqualifiziertes Humankapital eiskalt auf der Straße stehen lassen und systematisch bei Arbeitslosigkeit durch ständige Leistungskürzungen in die Verelendung getrieben. Nicht zu vergessen die jahrelangen verbalen Übergriffe gegen uns, so von wegen Faulenzer, Drückebergerdebatten usw.. Das hat natürlich zur Folge gehabt, dass wir unter diesen Umständen auch keine potentielle Fachkräfte gezeugt haben. Jetzt soll doch die Politik und Wirtschaft zusehen, wo sie ihre Fachkräfte findet. Vielleicht sind ja die Chinesen bereit, ein paar Ingenieure abzugeben. Allerdings habe ich da so meine Zweifel. Wer will auch in einem Hartz IV – Land einwandern.
Wer so mit Menschen umgeht, darf sich nicht wundern, wenn er dafür die Quittung erhält.“
Die Sendung im Internet, guckst Du hier:
Okt 31, 2010 @ 08:06:54
Genau, Deine Gedanken dazu sind die Richtigen!
Volkmar
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Okt 31, 2010 @ 10:05:49
Hast Du Dir mal die Sendung angehört, hier wurde äußerst kritisch Stellung bezogen.
Und man wird sich noch wundern in diesem Land, was auf diese Gesellschaft noch so zu kommen wird. Schon jetzt greift ein immer weiter ansteigender Fachkräftemangel um sich und der nicht mehr aufzuhalten sein wird. Nur diesen hat man sich selbst produziert. Millionen Menschen, darunter auch viele hochqualifizierte Fachkräfte hat man eiskalt aussortiert und spätestens mit Hartz IV in die nackte Verelendung und Altersarmut getrieben. Diese Menschen wird man niemals mehr gewinnen können, sich für diese Gesellschaft einzusetzen.
Die weitere Folge, immer mehr Menschen haben sich auf Grund solcher Perspektivlosigkeiten und der erzwungen Massenverelendung durch Hartz IV auf keine Familienplanung mehr eingelassen und auch keinen Nachwuchs als potentielle Fachkräfte gezeugt. Und das war auch genau die richtige Antwort auf eine skrupellose Politik und Wirtschaft.
Verheerend wird das vor allem im sozialen Bereich. Schon jetzt fehlen ErzieherInnen, AltenpflegerInnen, Sozialpädagogen, Psychologen, die ganze Latte rauf und runter. Gerade diese Berufsgruppen hat man über Jahre hinweg behandelt wie den letzten Dreck. Schon jetzt sind kaum noch Termine in Erziehungsberatungsstellen oder bei frei praktizierenden Psychologen zu bekommen und überall sind ewig lange Wartlisten vorgeschaltet, wenn überhaupt. Bei uns Psychologen hat man die gesamte Situation auf die Spitze getrieben. So muss ein potentieller Therapeut (Dipl. Psychologe) alleine für eine mehrjährige Zusatzqualifikation (Psychologischer Psychotherapeut) mindestens 30 000 Euro aufbringen, anschließend noch mal ein psychiatrisches Jahr absolvieren, wo der angehende Therapeut nicht einmal bezahlt wird, um sich vielleicht dann selbstständig machen zu können. Das sind neben Studiengebühren und Bafögschulden solch hohe Kosten, dass von solch einer Ausbildung nur noch abgeraten werden kann. Es rechnet sich einfach nicht mehr. Und das geschieht auch längst.
Viele meiner Kollegen vegetieren deshalb so wie ich seit vielen Jahren perspektivlos in Hartz IV, und in der zukünftigen Altersarmut, oder sind wenn es möglich war in ihre alten Berufe zurück gegangen. Uns wird man zukünftig nicht mehr rekrutieren können, einfach deshalb weil wir gewaltig den Kanal voll haben.
Die Idee der Übermutter der Nation, Frau von der Lügen dazu: genau die hier benannten Berufsgruppen für die Betreuung von Kindern an den Schulen einzusetzen. Das Ganze auch noch ehrenamtlich auf der Verelendungsbasis von Hartz IV. Bezeichnet wird das auch noch als Win Win- Situation, weil die Betroffenen, dann ja einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen würden. Schlimmer geht es wohl wirklich nicht mehr.
Nur hier verrechnet sich die Ministerin ganz gewaltig, denn zur ehrenamtlicher Tätigkeit kann sie niemanden auch mit noch so scharfen Sanktionsandrohungen zwingen. Und wir werden der Ministerin gewaltig was husten, darauf kann sie sich ganz sicher verlassen.
Siehe dazu folgenden Beitrag: Leyens neuster Clou – Arbeitslose auf ehrenamtlicher Basis in die Kinderbetreuung:
Beitrag, guckst Du hier:
http://hoelderlin.blog.de/2010/07/18/leyen-neuster-clou-arbeitslose-ehrenamtlicher-basis-kinderbetreuung-8996115/
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