Menschen im Bundesfreiwilligendienst
Aus Ehrenamt wird Billigjob
Die Bufdis sollten die Zivis ersetzen. Doch oft sind aus ihnen neue Ein-Euro-Jobber geworden. Sie verzichten auf angemessene Bezahlung und Rechte.
SENFTENBERG taz | Früh um acht beginnt Detlef Schulz, etwas für die Gesellschaft zu tun. Er putzt dann die Toiletten. Im Waldbad Hosena sind sie in einem niedrigen Haus untergebracht, etwas abseits von der Badestelle. Hier schlurfen Schulz am Morgen die Camper entgegen, die ihre Zelte neben den Sanitäranlagen aufgeschlagen haben: junge Männer mit Shorts und Augenringen, den Kulturbeutel unterm Arm. Während sie sich die Zähne putzen, beginnt er, ihren Müll aufzusammeln.
Detlef Schulz ist 54 Jahre alt. Er hat eine leise Stimme und einen festen Händedruck, Schulz war 30 Jahre lang Dachdecker. Hier in Hosena, einem Ortsteil von Senftenberg in Südbrandenburg, hat die Stadt am Seeufer Sprungbretter installiert und zwischen den Nadelbäumen Sand gestreut. Kinder rasen um eine Tischtennisplatte. Im Waldbad kostet die Bratwurst 2 Euro und Melone 50 Cent. Schulz trägt seine Cordhose auf Arbeit.
Weiterlesen in der taz vom 31.10.2013
http://www.taz.de/Menschen-im-Bundesfreiwilligendienst/!126549/
Eigener Kommentar:
Auch die Jobcenter versuchen verstärkt, vor allem ältere Hartz IV Betroffene in den sogenannten Bundesfreiwilligendienst oder in ehrenamtliche Tätigkeiten zu nötigen. Auch ich erlebe das selbst und grundsätzlich durch meine zuständige Sachbearbeiterin im Jobcenter Hamburg Nord im Krohnstieg 45. Das geht so weit, dass diese Sachbearbeiterin bei mir Zuhause anruft und mir erklärt: Herr Lange, Sie sind doch Dipl. Psychologe und da haben Sie doch auch eine soziale Einstellung und könnten doch auch ehrenamtlich arbeiten, schließlich werden Sie ja vom Staat bezahlt (mit dem Verelendungsgeld Hartz IV)
Die völlige richtige Reaktion darauf, ein Antrag auf Löschung aller nicht notwendigen Daten und dazu gehört auch die Telefonnummer.
Bei jedem Termin den ich seit 2 Jahren mit ihr habe, werden mir keine versicherungspflichtigen Tätigkeiten vorgeschlagen, sondern grundsätzlich soll ich beim Bundesfreiwilligendienst oder ehrenamtlich tätig sein. Und hier wird dabei massiv auf der moralischer Ebene Druck ausgeübt: Sie werden ja schließlich auch vom Staat bezahlt und haben deshalb auch eine Gegenleistung zu bringen
Aufgabe der Jobcenter ist es allerdings, Hartz IV Betroffene in versicherungspflichtige Tätigkeiten zu vermitteln.
Der Gipfel der Unverfrorenheit dabei ist, dass gleichzeitig die Betroffenen seit Anfang diesen Jahres mit 62 Jahren tausendfach von den Jobcentern angeschrieben werden, um sie zu verpflichten mit 63 Jahren in die Zwangsverrentung mit deftigen Abschlägen zu gehen. Und das vor dem Hintergrund, dass seit Hartz IV keinerlei Beiträge mehr für die Betroffene in die Rentenkasse einbezahlt werden. Als Dankeschön für das Ehrenamt anschließend garantierte Altersarmut.
Siehe dazu auch:
Arbeitslose: Zwangsverrentung mit 63 / Fernsehbeitrag des Norddeutschen Rundfunks Redaktion Panorama3 vom 29.10.2013
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