Programmhinweis: Sandra Maischberger / ARD – „Raus aus Hartz IV, rein in den Job: Hilft nur Zwang?“ 🙄
SENDUNG VOM DIENSTAG, 27. APRIL 2010, 22.45 UHR
http://www.daserste.de/maischberger/sendung.asp?datum=27.04.2010&startseite=true
Ursula von der Leyen (CDU, Bundesarbeitsministerin)
Die Bundesarbeitsministerin will mit neuen Maßnahmen Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit bringen, notfalls auch mit mehr Druck als bisher. So sollen junge Arbeitslose bereits nach sechs Wochen zur Aufnahme einer Arbeit, einer Ausbildung oder einer anderen Maßnahme gezwungen werden. „Keiner darf sich an Arbeitslosigkeit gewöhnen“, erklärt Ursula von der Leyen und kündigt an: „Wir werden bei denen, die nicht arbeiten wollen, genauer hinschauen.“
Stephan Schwarz (Unternehmer)
„Seit der Einführung von Hartz IV ist es schwieriger geworden, arbeitswillige Mitarbeiter zu finden“, meint der Chef eines Gebäudereinigungsunternehmens mit 3.000 Mitarbeitern: „Unsere Reinigungskräfte müssen hart arbeiten, das gibt auch mal Muskelkater am nächsten Tag. Mit Hartz IV hat man es natürlich bequemer.“ Manche Hartz-IV-Empfänger ließen sich deshalb einiges einfallen, um eine neue Anstellung zu vermeiden: „Wir haben auch schon Bewerbungen auf Butterbrotpapier erhalten“, berichtet der Präsident der Berliner Handwerkskammer. Er fordert, Leistungen zu kürzen, wenn jemand partout nicht arbeiten wolle.
Kerstin Weidner (Langzeitarbeitslose)
Die Bürokauffrau ist seit 1991 arbeitslos und von der Bundesregierung enttäuscht. Die aktuellen Initiativen seien „weltfremd und wirkungslos“, da es „in vielen Bereichen einfach nicht genug Jobs gibt“. Der ständige psychische Druck, der Zwang, auch ungewollte Arbeit anzunehmen, seien schädlich und insbesondere für Jugendliche nicht zu bewältigen. Auch die Unternehmen sieht Weidner in der Verantwortung. Sie würden vielen Arbeitslosen nicht genug Chancen geben und nur nach dem ersten Eindruck entscheiden. Vor einigen Jahren gründete Weidner die „Aktionsgruppe gegen soziales Unrecht Senftenberg“.
Karola Johannsen (Arbeitsvermittlerin)
Seit 19 Jahren arbeitet sie bei der Arbeitsagentur, seit drei Jahren kümmert sie sich um jugendliche Arbeitslose. Karola Johannsen ist überzeugt: Sanktionen sind wichtig, um Arbeitsunwillige wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen. Eine Streichung der Zuschüsse auf Null hält sie im Einzelfall für unerlässlich. Auch wenn es „einen gewissen Bodensatz von arbeitsunwilligen Jugendlichen schon immer gab“, fällt der Hamburgerin auf, dass die soziale Kompetenz erschreckend abnehme: „Pünktlichkeit, ein einfaches ‚Danke‘ und ‚Bitte‘ sind nicht mehr selbstverständlich.“
René Volkmann (Hartz-IV-Empfänger)
„Ich mache alle Jobs, die sich mir bieten. Hauptsache, ich stehe auf eigenen Füßen und muss nicht Hartz IV beantragen“, sagt er. Seit fünf Jahren versucht der 23-Jährige ohne Schul- und Ausbildung in der Berufswelt Fuß zu fassen. Das klappt nicht immer, und so bezieht René Volkmann seit drei Monaten Hartz IV. „Meine Jobs suche ich mir selbst, denn vom Jobcenter fühle ich mich nicht verstanden, die können mir nicht helfen“, meint der Berliner.
Petra Sommer (Managerin, arbeitslos seit 2009)
Sie ist hochqualifiziert, spricht drei Fremdsprachen und war zuletzt Managerin einer weltweit operierenden Unternehmensberatung. Seit Juni 2009 ist Petra Sommer arbeitslos und Ende des Jahres droht ihr Hartz IV. Die 52-Jährige fühlt sich nach 130 erfolglosen Bewerbungen als Vertreterin einer Generation, die ohne Chancen bei den Unternehmen ist. Gerade die Erfahrenen zwischen 45 und 55 hätten es schwer, wieder eine angemessene Beschäftigung zu finden: „Meine Generation wird aussortiert und aufs Abstellgleis gezogen.“
madFox
Apr 27, 2010 @ 19:50:07
Hallo,
ich werde es mir anhören.
Leider ist meistens zu beobachten, daß Unternehmer und Politiker recht respektlos im Umgang mit sozial schwachen Menschen umgehen.
Vielleicht ist diese Gewalt letztlich der Grund für ihren Erfolg. Das macht solche Diskussionen so unerfreulich.
Aber wenns der Wahrheitsfindung dient 😉
Alles Gute
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Jilly
Apr 28, 2010 @ 07:25:23
Warum hören Politik und Arbeitsämter nicht auf, dass Märchen von den Arbeitsunwilligen zu erzählen? Erst mal bitte die in Arbeit bringen, die wollen, aber das können sie nicht und da wird dann immer weiter drauf geschlagen, um von der eigenen Inkompetenz abzulenken.
Menschen ab 45 haben keine Chance mehr, auch hochqualifizierte nicht, und mehr als die Hälfte der Unternehmen antworten nicht einmal mehr auf eine Bewerbung….
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Hoelderlin
Apr 28, 2010 @ 15:54:53
Hallo Jilly,
Deinem Kommentar kann kaum etwas hinzugefügt werden. Bezüglich Hochqualifizierter kann ich ich mit meinen ganzen Qualifikationen mehr als ein Lied singen. Das ist schon mehr als eine Schweinerei.
Bei der Sendung von Maischberger war ja auch eine über 50 Jahre Ältere hochqualifizierte Arbeitslose dabei. Eine einziges Geschwafel was Frau von der Leyen dazu gebracht hat.
Dies Arbeitslose hatte genau wie ich selbst sich aus armen Verhältnissen kommend mühselig aufgebaut.
Was bietet Ihr Frau von der Leyen an: Ältere Arbeitslose sollen dann auch noch auf der Basis von Hartz IV ehrenamtlich arbeiten, weil sie dann ja auch soziale Kontakte und einen strukturierten Tag haben.
Das heißt, weil diese Gesellschaft nicht bereit ist, auch älteren Menschen und das geht ja heute locker bei 40 Jahren schon los, eine Perspektive zu geben, sollen wir Ältere in Armut und Verelendung uns dafür auch noch gnadenlos ausbeuten lassen.
Womöglich das Ganze auch noch unter Sanktionsandrohungen bis zum Hungertod und der Obdachlosigkeit.
Hinzugefügt werden muss, dass die ehemalige Rot – Grüne – Bundesregierung jegliche Anrechnungszeit bei Studium usw. bezüglich der Rente komplett gestrichen hat.
Das bedeutet: Erst Armut durch Hartz IV, dann gnadenlose Ausbeutung und anschließend dadurch auch noch zukünftige Altersarmut.
Unverfrorener geht es nun wirklich nicht mehr. Solch eine Bundesarbeitsministerin gehört ganz einfach in den Knast und nicht in solch ein Ministerium.
LG Hoelderlin
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