Attac Deutschland
Februar 2010
Danke, Guido! :lalala:
Deutliche Worte müssen manchmal sein wer wüsste das besser als Attac. Ehrlich gesagt hat es uns aber überrascht, von Ihnen genau das zu hören, was eigentlich wir hätten sagen müssen. Dennoch: Neidlos müssen wir Ihnen Beifall zollen, denn es ist Ihr Verdienst, die Verhältnisse in Deutschland ebenso pointiert wie zutreffend entlarvt zu haben!
Ihre Anklage des anstrengungslosen Wohlstandes war überfällig und sie spricht uns aus der Seele. Sie sagen vollkommen zu Recht: An einem solchen Denken kann Deutschland scheitern. Denn die Verhältnisse sind in der Tat skandalös. Nehmen wir als Beispiel Herrn Löscher, den Vorstandsvorsitzenden von Siemens. Mit seinen acht Millionen im Jahr bekommt er 250mal so viel wie ein einfacher Techniker in seinem Konzern. 250mal!
Ihre Charakterisierung dieses absoluten Missverhältnisses als Leichtfertigkeit im Umgang mit dem Leistungsgedanken ist richtig, eigentlich aber viel zu sanft: Die Ungerechtigkeit stinkt zum Himmel!
Es ist ja nicht nur bei Siemens so, wie wir alle wissen: Bei den Energieriesen, in den Autokonzernen oder in der Telekommunikationsbranche sind die Missstände doch genauso von den Banken ganz zu schweigen. Erst hat man ihnen die Steuern erlassen, dann haben sie die Riesenprofite verzockt, darauf wieder Milliarden von den kleinen Steuerzahlern geschenkt bekommen und jetzt beginnt ein neues Spiel!
Lieber Guido! (Wir bieten Dir gern das Du an, wie es unter Sympathisanten von Attac üblich ist.) Vielleicht hast Du Dich mit der spätrömischen Dekadenz in der Epoche geirrt. Seis drum, auch wir sind keine Altphilologen. Wahrscheinlich hattest Du eher feudale Verhältnisse im Auge. Und da können wir Dir erneut Beifall spenden.
Auch wir sind wie Du empört, wenn wir hören, dass der Lebensweg von drei Millionen Kindern schon bei ihrer Geburt vorgezeichnet ist. Ihr Schicksal, ja sogar ihre Lebenserwartung hängt davon ab, ob ihre Eltern reich oder arm sind!
Wir kennen doch alle die Beispiele schamloser Bereicherung. Etwa wenn die bekannten Spitzenpolitiker Clement, Müller, Schröder, Fischer, Rürup usw. nach ihrer Amtszeit nahtlos zu den Konzernen wechseln, deren Interessen sie vorher energisch durchgesetzt haben. Auch die Tatsache, dass Gesetze nicht von gewählten VolksvertreterInnen, sondern direkt von Konzernlobbyisten formuliert werden, hat doch seien wir ehrlich nichts mit Demokratie zu tun. Die Bezeichnung feudal kommt einem aber auch in den Sinn, wenn wir die feine Sippschaft anschauen, die Herrn Ackermanns Geburtstag bei der Kanzlerin feiert: Lauter Vorstandsvorsitzende von Konzernen und Banken, Milliardäre, die zugehörigern Hofschranzen der Jubelmedien feudale Dekadenz! (Oder schlimmer?)
Vollkommen zu Recht bezeichnest Du es als unerträglich, wenn jemand, der arbeitet, oft weniger hat, als wenn er nicht arbeiten würde. Du weißt ja, lieber Guido, in welchem Maß sich Einkommen und Vermögen in Deutschland auseinander entwickelt haben: skandalös! Unerträglich! Die Löhne sinken seit Jahren real, Niedriglöhne, ja, Hungerlöhne haben die Arbeitswelt erobert, unter den 19 – bis 25-Jährigen lebt jeder Vierte unter der Armutsschwelle und die reichen Erben werden für Nichtstun steuerlich entlastet! Die Vermögenssteuer wurde abgeschafft, obwohl die Allerreichsten in Deutschland immer mehr Vermögen anhäufen, ohne einen Finger krumm machen zu müssen.
Guido, klar, wir müssen was tun. Aber was? Bislang ist uns nicht ganz klar geworden, welche Konsequenzen Du ziehen willst. Im Grunde sagst Du mit uns: Make Capitalism History! Ok, aber wie willst Du das erreichen? Das solltest Du uns bei Gelegenheit mal verraten. Unter
uns: Wir sind uns da auch noch nicht ganz schlüssig. Aber wenn Du sagst, dass derjenige, der arbeitet, mehr haben muss als derjenige, der nicht arbeitet, liegen wir vollkommen auf einer Linie und dann kämpfst Du mit uns den gleichen Kampf. Nämlich erst mal für Mindestlohn und Vermögenssteuer.
Danke, Guido!
Für Deine Freundinnen und Freunde von Attac
Georg Rammer
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